Hallo Forscherin,
ja, ich tausche mich fast nur noch unter Kollegen aus, oder ich bemühe die Suchmaschinen und hole mir im Netz Informationen.
Natürlich besuche ich auch Fortbildungen, aber ich muss sagen, dass auch die mir oftmals nicht viel bringen.
Fortbildungen werden meist von Akademikern durchgeführt, die meist nie in diesem Beruf gearbeitet haben, oder deren praktische Berufserfahrung schon Jahrzehnte zurückliegt.
Das erlernte Wissen lässt sich also schwer in der Praxis umsetzen, weil einfach die Bedingungen fehlen. Theorie und Praxis klaffen weit auseinander und das bemängel ich auch an den Fachzeitschriften, die zudem alle noch zu seichte Inhalte haben.
Mich ärgert es, dass Akademiker in der Pädagogik das Rad neu erfinden und hochwissenschaftlich "verkaufen" wollen. Mich ärgert es auch, dass die Pädagogik immer mehr "verkopft" wird.
Kinder sind schon immer gerne durch Pfützen gelaufen und haben so ganz nebenbei etwas über die Wasserverdrängung gelernt (Naturwissenschaftliche Grunderfahrungen).
Heute sitzen sie am Tisch und machen hochwissenschaftliche Experimente. Die Erzieherin fotografiert fleißig, um die Informationswand zu bebildern und ihre wertvolle Arbeit zu dokumentieren.
Die Eltern freuen sich, dass ihre Kinder schon eine so frühe Bildung erhalten und sind froh, dass ihre Kinder nicht mehr durch schmutzige Pfützen laufen.
Ja, und dann wundern wir uns über die Bewegungsarmut und Entwicklungsdefizite von Kindern.
Die Pädagogik entwickelt sich immer mehr in diese Richtung.
Natürliche Kindheitserfahrungen und die natürliche Neugier der Kinder sind für die Erwachsenen einfach nicht mehr zeitgemäß und wertvoll genug.
Erst wenn die Arbeit hochwissenschaftlich dokumentiert wird und die Kinder eine akademische "Bildungsdusche" erhalten, erhält sie eine Wertschätzung. Pfützenlaufen hat kaum noch einen Stellenwert in der Pädagogik.
Die Kindheit wird immer mehr durch akademische Bildungspläne und Zertifizierungen verkopft.
Ich lese gerne Salman Ansari, der das ausspricht, was ich denke z.B.
http://www.zeit.de/2013/15/salman-ansar ... hn-neugier
Akademiker "schmeißen" uns immer wieder neue Programme und Zertifizierungen vor die Füße und wir Erzieher "schlucken" ohne Widerstand, obwohl es außerhalb von Foren brodelt und heiß überkocht. Viele trauen sich nicht in der Öffentlichkeit und im Netz ehrlich ihre Meinung zu äußern.
Papilio ist z.B. so ein Programm.
Soll ich ein Programm etwa ernst nehmen, bei dem ein "Fräulein Pädagogibold" vorkommt? Ganz abgesehen von den anderen seltsamen Gefühlsbolden.
Sorry, wollen die akademischen Macher auch "Bold" genannt werden? Wollen sie, dass ihr Beruf so verniedlicht wird?
Ja, da sieht man, wie Akademiker unseren Beruf sehen.
Ich würde mich sehr gerne mit den Machern von Bildungsplänen, Programmen, Zertifizierungen und Erfindern von Evaluationen austauschen.
Gerne würde ich auch den Austausch mit Architekten suchen. So manch eine Kita ist eine absolute Fehlplanung. Da merkt man, dass Architekten von der Praxis KEINE Ahnung haben. Man kann ja nicht alles wissen, aber dann sollte man den Austausch mit den Fachleuten suchen, aber ich habe den Eindruck, dass genau dieser Austausch unter der Würde der Akademiker liegt.
WIR ERZIEHER sind in der Pädagogik die wichtigste Berufsgruppe, denn WIR sind nah am Kind und in der Praxis, daher kann ich es nicht verstehen, dass man nicht den Kontakt zu uns sucht, denn WIR müssen diese ganzen Pläne, Zertifizierungen, Evaluationen usw. umsetzen.
Ohne uns läuft NICHTS.
Das sollten sich mal alle vor Augen halten.
Wer will, dass wir gute Arbeit leisten, darf nicht über uns reden und über unsere Köpfe hinwegbestimmen, sondern MIT uns.....GEMEINSAM!
Und noch ein Punkt ärgert mich. Dieser "Bildungsmarkt" ist ein riesiger kommerzieller Markt geworden.
Wie Johanna schon schrieb: Alter Käse wird aufgewärmt.
Und dieser "alte Käse" wird völlig überteuert verkauft.
Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Tag.
Julia
Erziehung: einen Kopf drehen, bis er verdreht ist - natürlich auf den neuesten Stand.“
―Karlheinz Deschner